Dr. Harald Werner verstorben

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Dr. Harald Werner verstorben

Wie erst jetzt bekannt wurde, starb Dr. Harald Werner am 23.12.2023 im Alter von 83 Jahren. Geboren 1940 und aufgewachsen in Berlin-Kreuzberg gehörte er zu jener Generation von Kriegskindern, die schwer unter den Kriegsfolgen gelitten hatten. Bombennächte, Evakuierung, Flucht, Zusammenbruch, mit Ruhr und Typhus gerade noch einmal davongekommen, konnte er 1945 nur in den Trümmern spielten. Sein erster Abenteuerspielplatz, berichtet er, „das waren ausgebrannte Panzer und Ruinen”.

Schon mit 14 zog es ihn von der Schule weg – hin zur Stahlbauschlosser-Lehre, dem Ausgangspunkt einer äußerst vielseitigen beruflichen Laufbahn. Bereits in der Lehre und dann in seinem Aufstieg zum Vorarbeiter war er aktives IG Metall-Mitglied. Die Gewerkschaftsarbeit blieb auch in den darauffolgenden Jahrzehnten in unterschiedlichen beruflichen Zusammenhängen das Standbein seiner politischen Aktivität.

In Oldenburg wurde er Juso-Vorsitzender und ehrenamtlicher Funktionär der IG Druck und Papier. 1968 war er Redakteur der Nord-West-Zeitung, schied dort aber nach politischen Konflikten mit der Chefredaktion aus. Er studierte dann an der damaligen Pädagogischen Hochschule mit dem Schwerpunkt der Sozialpsychologie. In diesen Jahren wurde er von 1970 bis 1973 studentischer Vertreter im Gründungsausschuss der Universität Oldenburg, zeitweilig auch sein stellvertretender Vorsitzender. 1972 trat er der DKP bei und wurde in den 80er-Jahren auch Kreisvorsitzender in Oldenburg. Die angestrebte wissenschaftliche Laufbahn wurde ihm jedoch verwehrt. Nach seiner Promotion erhielt er wegen seiner Parteimitgliedschaft sogar ein Berufsverbot als Lehrbeauftragter, das dann allerdings später vom Bundesverwaltungsgericht wieder aufgehoben wurde.

In der DKP geriet er Ende der 80er Jahre – wie er schrieb – „auf die schiefe Bahn der Gorbatschow-Anhänger“. Vom Parteivorstand der DKP wurde er 1988 „zur Bewährung“ auf die von der SED geführte Parteihochschule in Berlin-Biesdorf geschickt, wo er jedoch aus Sicht seiner Auftraggeber alles noch schlimmer machte und in dessen Folge aus der hauptamtlichen Tätigkeit entlassen wurde.

1990 trat er der PDS bei und gründete deren Landesverband in Bremen. Er wurde dann wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Heidi Knake-Werner, seiner Ehefrau in zweiter Ehe, die später Sozialsenatorin in Berlin wurde.

In der Bundestagsfraktion arbeitete er wissenschaftlich an der Idee eines Öffentlichen Beschäftigungssektors, in der die PDS ein Element zur Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit sah, und war frühzeitig an der Erarbeitung eines Konzepts für einen gesetzlichen Mindestlohn beteiligt. In der LINKEN war er mehrere Jahre ihr gewerkschaftspolitischer Sprecher und arbeitete vor allem zu Fragen der politischen Bildung, wozu er mehrfach auch wissenschaftlich publiziert hatte.

 

Hans-Henning Adler

 

2023-12-30T16:33:50+00:00