Zwei Börsengurus erklären den Kapitalismus

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Zwei Börsengurus erklären den Kapitalismus

Eigentlich nichts Ungewöhnliches: Zwei Finanzberater geben eine Broschüre heraus, in der Anlagesuchenden empfohlen wird, ihr Geld in Aktien anzulegen und natürlich die beratenden Dienstleistungen dieser selbst ernannten „Analysten“ in Anspruch zu nehmen. Interessent ist, wie die beiden Autoren Mick Knauff und Jürgen Schmitt in ihrer Broschüre „Die Börsen-Gewinnformel“ vom Investorverlag argumentieren:

„Gerade in Deutschland versuchen die meisten Menschen, mit Arbeit Vermögen aufzubauen. Abitur, Studium, Promotion, ständige Weiterbildungen, Überstunden, sich mit dem Chef gut stellen und auf schnelle Beförderung hoffen…Das ist der deutsche Weg zu Vermögen.

Das Problem dabei: Dieser Weg führt in der Regel nicht zu Vermögen. Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, mit Arbeitseinkommen Vermögen aufzubauen, sehr gering. Denn die Reallöhne, also die Einkommen nach Abzug der Inflation, stagnieren seit 15 Jahren. Was jedoch stark gestiegen sind, das sind die Kapitaleinkommen. Und das lag sicherlich nicht an den üppigen Zinsen, sondern an Unternehmensbeteiligungen – in Form von Aktien.

Die Vermögenseinkommen wachsen in Deutschland 3,5-mal schneller als die Arbeitseinkommen – also lassen Sie uns Vermögenseinkommen generieren!

Der Vermögensaufbau aus Arbeitseinkommen ist allein schon aus steuerlichen Gründen schwierig. Schnell sind Sie beim Spitzensteuersatz angelangt: 42 %….Ganz anders bei Kapitaleinkommen wie Aktiengewinnen und Dividenden: 26,375 %. Also knapp die Hälfte! Und die Politik hat sich einen netten Trick einfallen lassen, damit Kapitaleinkommen auf jeden Fall IMMER besser gestellt werden. Denn Sie zahlen auf Kapitaleinkommen entweder 26,375 % – und wenn die Versteuerung nach dem persönlichen Einkommenssteuertarif günstiger ist, dann nach diesem Steuersatz..Dieser steuerliche Aspekt kommt zur völlig ungleichen Einkommensentwicklung noch hinzu und verstärkt noch einmal das Wachstum der Vermögenseinkommen….

Fakt ist: Die Wirtschaft konzentriert sich in immer weniger, immer größeren Unternehmen – Aktiengesellschaften. Und je größer die Unternehmen, desto billiger können sie ihre Waren und Dienstleistungen herstellen und vertreiben, umso mehr verdienen sie…

Große Unternehmen finden zudem besser Gehör in der Politik, bekommen mehr Subventionen, leichter behördliche Genehmigungen, können sich eigene Abteilungen zur Steuervermeidung leisten, gehen in die Länder mit den geringsten Produktionskosten und können Zulieferer zu Preiszugeständnissen bewegen. Sie ziehen in jeder Hinsicht Profit aus ihrer Größe. Zusätzlich machen es moderne Datensysteme inzwischen möglich, auch sehr große Organisationen sehr effektiv zu führen. Ich will diese Vorteile gar nicht bewerten.Als Bürger muss ich es nicht gut finden, dass Großunternehmen die Politik beeinflussen und Steuervermeidungskonstruktionen schmieden. Aber als Aktionär muss ich berücksichtigen, dass es geschieht…“

Die Autoren klären allerdings nicht vollständig auf. Überakkumulationskrisen und Blasenbildungen an der Börse kommen in ihrer Broschüre natürlich nicht vor, aber immerhin ein leicht verständliche Einführung in die Volkswirtschaftslehre haben sie schon geliefert.

2020-02-16T19:01:18+00:00